Jede Woche gibt es hier Gedanken zu einer Sonntagslesung zum Lesen - vorbereitet von einem*r Neuhauser Seelsorger*in.
Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung. Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei.
(Lukas, 12,49.51-52)
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Ein irritierendes Evangelium: Jesus als Brandstifter, Feuer und Spaltung ist das Thema. Da scheint nichts mehr übrigzubleiben vom friedfertigen, menschenfreundlichen Prediger des Reiches Gottes.
Die Spiritualität des Ignatius von Loyola kann ein Schlüssel zum Verständnis sein. Für ihn hat der Glaube mit „Entscheidung“ zu tun. Das Bekenntnis zu Jesus Christus bedeutet nicht um jeden Preis in Harmonie und Frieden zu leben. Friede ist nicht zu erreichen, indem man etwas nicht wahrhaben will. Und die Menschenfreundlichkeit Gottes ist nicht zu verwechseln mit einer vordergründigen Harmonie. Sonst wird Unrecht verharmlost und menschenunwürdiges Verhalten weggelächelt.
Jesus riskierte den Konflikt, ging dafür sogar in den Tod am Kreuz. Seine Menschenfreundlichkeit, die nicht im Ja- und Amen-Sagen bestand, bewährte sich im konsequenten Einstehen für die Sache Gottes und die Sache der Menschen.
Jesus bewahrt uns davor, falsche Harmonie mit Frieden zu verwechseln. Und diese Spannung spüren wir, bis in die eigene Familie und Gemeinde hinein.
„Feuer“ und „Spaltung“ stehen also für „Entscheidung“ und „Entschiedenheit“ eines sehenden Glaubens.
Raphael Steinke
Pfarrer von St. Laurentius
(Foto: Matthias Rößner)