Jede Woche gibt es hier Gedanken zu einer Sonntagslesung zum Lesen - vorbereitet von einem*r Neuhauser Seelsorger*in.
Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte:
Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.
(Markus 10,24b-27)
Bild: Jim Wanderscheid I Pfarrbriefservice
Wie oft habe ich schon frustriert versucht, einen Faden ins Nadelöhr zu bekommen! Mit den üblichen Tricks – eine größere Nadel nehmen, den Faden frisch abschneiden oder anfeuchten – klappte es nach einigen Versuchen meist doch. Sicherlich verliert eine geübte Näherin weniger Nerven dabei als ich, aber eines ist sicher: Kein noch so erfahrener Nähmeister wird jemals ein Kamel durch ein Nadelöhr quetschen können.
Das Bild vom Kamel im Nadelöhr wirkt fast absurd, so übertrieben ist es. Weder eine größere Nadel noch ein angefeuchtetes Kamel würde uns hier irgendetwas nützen. Doch Jesus verwendet genau dieses Bild, um etwas zu verdeutlichen: So unmöglich es ist, ein Kamel durch ein Nadelöhr zu bekommen, so unmöglich ist es auch, aus eigener Kraft ins Reich Gottes zu gelangen.
Wer glaubt, alles zu haben, dem fällt es schwerer, zu erkennen, wie arm er eigentlich vor Gott ist. Das Reich Gottes ist kein Preis für perfekte Leistungen und auch keine Belohnung für moralische Makellosigkeit. Es ist und bleibt ein Geschenk. Unverdient und unbezahlbar. Wir können uns noch so viele Reichtümer anhäufen und uns auf Erden absichern, vor Gott bleiben wir immer auf seine Gnade angewiesen. Das ist die Herausforderung – aber auch die befreiende Wahrheit. Denn was wir uns selbst nicht verdienen können, schenkt Gott uns aus Liebe.
Selina Schlotthauer
Pastoralassistentin in Herz Jesu