Jede Woche gibt es hier Gedanken zu einer Sonntagslesung zum Lesen - vorbereitet von einem*r Neuhauser Seelsorger*in.
„Jesus sagte zu Marta: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?“
(der ganze Text s. Joh 11. 1-45)
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Wir hören nicht auf einen Menschen zu lieben, wenn er gestorben ist. Die Liebe wehrt sich gegen die Endgültigkeit des Todes. Lazarus wird uns als Freund Jesu vorgestellt und es heißt, dass Jesus ihn liebt. Der Johannesevangelist stellt uns einen Gottessohn vor, der ganz menschlich vom Tod seines Freundes erschüttert ist. Auch für den Menschen Jesus gilt: Seine Liebe hört an der Grenze des Todes nicht auf. Aber es geht um mehr: Gott ist Liebe. Gott will Leben. In Jesus geht Gottes Liebe zum Grab des Freundes und ruft: „Lazarus, komm heraus!“ – Komm ans Licht. Komm und lebe! „Stärker als der Tod ist die Liebe“, so heißt es im alttestamentlichen Hohelied der Liebe. Auch da ist zunächst die menschliche Liebe gemeint, aber die Bibel ist vielschichtiger und geht tiefer. Nur die göttliche Liebe hat die Macht, den Tod zu besiegen. So gesehen ist die Auferweckung des Lazarus eine vorgezogene Ostergeschichte.
Diese Liebe, diese lebendige Beziehung mit Jesus, ist stärker als die Macht des Todes. Die Macht des Todes ist für die Hl. Schrift nicht nur der physische Tod. Nicht nur die Toten sind tot. Tod kann man schon mitten im Leben sein. So vieles ist abgewürgt, abgestumpft und abgetötet.
„Lazarus, komm heraus!“ Die Liebe Gottes ruft in unsere Gräber: „Komm heraus! Komm zum Licht und lebe!“ Luise Kaschnitz sagt das so: „Manchmal stehen wir auf/Stehen wir zur Auferstehung auf/Mitten am Tag/Mit unserem lebendigen Haar/Mit unserer atmenden Haut/Nur das Gewohnte ist um uns/Keine Fata Morgana von Palmen/ … Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.“ Glaubst du das?
Dekan Wendelin Lechner
Pfarrer des Pfarrverbandes St. Clemens und St. Vinzenz
(Foto: Matthias Rößner)