"Himmelsgruß"  - unser wöchentlicher Impuls


Jede Woche gibt es hier Gedanken zu einer Sonntagslesung zum Lesen - vorbereitet von einem*r Neuhauser Seelsorger*in.

Himmelsgruß zum 15. Sonntag im Jahreskreis - Den anderen Blick wagen


In jener Zeit stand ein Gesetzeslehrer auf, um Jesus auf die Probe zu stellen, und fragte ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben!

 

(Lukas 10,35-37)

Bildquelle: Barmherziger Samariter von Simon Friedberg Pfarrbriefservice

 

 


Zu einem Wechsel der Perspektive lädt Jesus im Evangelium dieses Sonntags ein.

So einfach scheint die Antwort, die Jesus dem Gelehrten gibt („handle danach und du wirst leben!“) gar nicht zu sein, denn er bohrt weiter: „Und - wer ist mein Nächster?“

 

Jesus beantwortet diese Frage auch für uns mit einer Geschichte, aus der ein jeder und eine jede die für sich richtigen Schlüsse ziehen kann. Diese Geschichte lohnt sich im Lukas-Evangelium nachzulesen; sie berichtet vom Sehen und Wegsehen, vom Hinschauen und Weiterschauen:

zwei Menschen sehen weg; einer sieht hin – und sieht weiter.

Blickwinkel zu verändern, kann heilsam sein.

 

Üben Sie doch mal:

-      Den Weitblick: der bis zum Horizont reicht; der nicht immer nur das unmittelbar auf der Hand liegende sieht, sondern sich auch für das Unbekannte in noch rätselhaften Umrissen interessiert; der weitet und den Blick öffnet für Neues.

 

-      Den Nahblick: der Einzelheiten, Formen, Farben, filigrane Details und meine Mitmenschen wahrnimmt und darüber ins Staunen gerät.

 

-      Den Aufblick: der den Blick nach oben richtet und das Größere/Höhere auf sich wirken lässt; der die eigene Größe besser einschätzen und die Dankbarkeit wachsen lässt.

 

-      Den Rundblick: der im Drehen um die eigene Achse vom Ego absieht und auch die Bedürfnisse der Menschen rundrum wahrnimmt; der viele neue Blickwinkel eröffnet und mich in Schwung bringt zum Mitmenschen hin.

 

-      Den Rückblick: der vergangene Wegabschnitte in die Erinnerung hebt und dabei Sehnsüchte und Ausblicke frei legt.

 

Welcher Perspektivwechsel ist für mich in der nächsten Woche dran??

 

Vielleicht entdecke ich dann auch meine Mitmenschen und Gott ganz neu, mitten im Leben…

 

Ein erfahrungsreiches Hinschauen wünscht Ihnen

Ludwig Sperrer

Pfarrer von St. Benno und vom PV St. Clemens und St. Vinzenz

 

 

(Foto: Matthias Rößner)